Hallo Leutz
für einen Haltungsbericht ist es ja eigentlich etwas zu früh, "Amanda" lebt ja erst seit letzten Dienstag in unserem Haushalt.
Trotzdem habe ich eine schreckliche und doch faszinierende Erfahrung gemacht. Dazu später mehr.
Ectatomma brunneum ist ein Exot, der zwischen Panama und Argentinien beheimatet ist.
Die Königin habe ich mit zwei Larven bekommen.
Die Art gründet semiclaustral, die Königin versorgt sich und ihre Brut zunächst selbst bis zum Heranwachsen der ersten Arbeiterinnen.
Der Vorteil war, dass die Königin schon kurz nach ihrer Ankunft sehr agil über die Insel wuselte und alles inspizierte.
Im Bereich Do it Yourself / Insel Neubau könnt Ihr meinen Insel-Bau begutachten.
Dazu gleich die Anmerkung: auch der zweite Versuch hatte seinen Fehler.
Das Insel-Niveau war zu hoch. Meine Befürchtung war, dass eine "abstürzende" Ameise vermutlich hoffnungslos verloren wäre.
Deshalb habe ich die Beine der Insel mit Paketstrippe verbunden, sodass in Höhe der Wasserlinie wenigstens die Chance besteht, diesen Rettungsring zu ergreifen.
Trotzdem passierte wegen der vorgenannten Fehlkonstruktion der Super-Gau:
heute früh um sieben war die Königin aus ihrem Reagenzglas verschwunden und auch sonst nirgendwo aufzufinden.
Stundenlang suchte ich die gesamte Anlage ab, leuchtete in die Löcher der Wurzel, hob die Ruine und den Heizstein an, ohne Erfolg.
Um 12 Uhr entdeckte ich die ertrunkene Königin im Wasserbecken. 89,- Euro futsch, kurzes Vergnügen.
Ich legte die Ameise auf ein Taschentuch, kurz ging mir sowas wie Konservierung in Kunstharz durch den Kopf.
Vielleicht nur deshalb entsorgte ich sie nicht sofort. Das Reagenzglas mit den Larven füllte ich mit kochendem Wasser, da war ich konsequenter.
Zwei Stunden später sinnierte ich am Schreibtisch darüber , ob ich nochmal 89 Euro investiere, weil mir die Art wirklich sehr gefiel.
Plötzlich vernahm ich ein Zucken der auf dem Rücken liegenden Königin. Ich wollte das erst nicht glauben.
Immerhin muss sie mindestens fünf Stunden im Wasser gelegen haben, sicher aber länger.
Eine Recherche mit "ertrunkene Ameise lebendig" ergab erstaunliche Erfahrungsberichte anderer User.
Es scheint, dass die kleinen Racker wohl nichts so leicht umhaut.
Amanda war noch eine Stunde etwas wackelig, die Befürchtung eines Schadens war real.
Nach zwei weiteren Stunden verhielt sie sich, als wäre nichts geschehen. Bin gespannt, ob sie auch wieder Brut bekommt.
Ich habe die schwebende Insel komplett entfernt, jetzt aushilfsweise die Kiesmatte über einen abgeschrägten Styropor-Quader gelegt.
Dadurch habe ich ein leichtes Gefälle nach allen Seiten und die Ameisen können bis ins Wasser laufen, aber auch wieder zurück.
An einer Alternative tüftle ich noch.
Ein aufregender Tag der letztendlich glücklich endete, Für einen tatsächlichen Haltungsbericht braucht es wohl noch einige Zeit.